Geschichte der Schule

Geschichte der Beschulung von Auricher Kindern und
Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
im Bereich Lernen von 1923 bis 1981

Die Aufzeichnungen für die Einrichtung einer Hilfsschulklasse in Aurich beginnen bereits im Jahre 1908, und zwar mit dem Antrag des Konsistrorialrats Friedrich vom 5. Mai 1908 bei de Regierung in Aurich auf Einrichtung einer Hilfsschulklasse für Kinder, ,,die ohne blöd oder schwachsinnig zu sein”, dem normalen Volksschulunterricht nicht zu folgen vermögen. Leider scheitert die Einrichtung einer Hilfsschulklasse an dem negativen Votum der Stadt Aurich, weil die Einrichtung einer solchen Klasse für unnötig und zu kostspielig empfunden wird.

In Abständen von jeweils zwei Jahren, nur unterbrochen in der Kriegszeit, reicht die Schulaufsichtsbehörde die Forderung wieder ein. Die Stadt verhält sich weiterhin ablehnend. Der Haltung der Stadt darf man jedoch nicht pädagogische Unkenntnis zugrunde legen, denn die Einrichtung einer Hilfsschulklasse und der dazugehörigen Lehrerstelle ist, da die Stadt Aurich sämtliche materiellen und einen Teil der personellen Kosten tragen muss, mit erheblichen finanziellen Ausgaben verbunden. Sie aufzubringen, ist für eine die kleine Beamtenstadt mit nur 6000 Einwohnern ohne jegliche Industriebetriebe nicht leicht. Am 28. 11. 1922 beschließt nunmehr der Schulausschuss der Stadt Aurich die Einrichtung einer Hilfsschulklasse. Ostern 1923 beginnt dann der Unterricht mit 25 Kindern, die von dem Lehrer Gerdes unterrichtet werden. Das erste Domizil der Hilfsschulklasse ist das ehemalige Gebäude des Roten Kreuzes in der Schulstraße. Verwaltungsmäßig wird diese Hilfsschulklasse der Volksschule unterstellt. Ostern 1926 wird der Lehrer Gerdes durch Lehrer Grote ersetzt, die die Klasse bis 1930 führt. Trotz hoher Schülerzahlen wird die Klasse 1930 aufgelöst und der Lehrer Grote wieder in der Volksschule beschäftigt. Grund hierfür war, dass die Volksschule zusätzliche Lehrkräfte dringend nötig hatte und die Stadt nicht mehr in der Lage war, hier eine Mehrstelle zu bewilligen, weil sie sich finanziell am Bau des Volksschulgebäudes der Lambertischule beteiligen musste. 5 Jahre werden die Hilfsbedürftigen Kinder in der Volksschule unterrichtet, bis sich 1935 der Reichs- und preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung einschaltet und die Stadt auffordert, die Hilfsschulklasse wieder einzurichten. Ab Ostern 1935 besteht in Aurich wieder eine HIlsschulklasse, die in dem neuen Gebäude der Lambertischule untergebracht und ihr wiederum unterstellt wird. Die 18 Schüler werden wieder von Leher Grote unterrichtet, der inzwischen seine Prüfung als Hilfsschullehrer bestanden hat. Im Jahre 1942 siedelt die Hilfsschulklasse wegen Kohlemangels ins Gebäude des Gymnasiums um. Nachdem Lghrer Grote zum Kriegsdienst eingezogen wurde, wird 1943 die Hilfsschulklasse wieder aufgehoben.

Bis 1949 gibt es keine sonderpädagogische Einrichtung mehr in Aurich. Am 25.3.1949 wird vom Stadtrat die Einrichtung einer neuen Hilfsschulklasse zum 1.4. des Jahres beschlossen. Da Lehrer Grote im Krieg gefallen ist, wird die Hilfsschullehrerstelle ausgeschrieben und mit dem aus dem Kreise Wittenberg stammenden Rektor und Bezirksschulleiter Baumann besetzt. Im Sommer 1949 bezieht die Hilfsschulklasse einen Klassenraum in der Lambertischule, der sie verwaltungsmäßig ebenfalls unterstellt wird. Es sind zu diesem Zeitpunkt 27 Schüler, 17 Jungen und 10 Mädchen.

Ostern 1951 wird ein zweiter Hilfsschullehrer, Herr Hellriegel, eingestellt, so dass nunmehr 56 Kinder in zwei Klassen unterrichtet werden können. Mit dieser Erweiterung wird die Hilfsschulklasse zur Hilfsschule und damit selbstständig. Im Jahre 1953 bekommt die Hilfsschule im Dachgeschoss der Lambertischule einen Raum dazu. Dadurch wird der Raummangel zum Teil aufgehoben und die 59 Schüler werden in drei Klassen unterrichtet. Zu Ostern 1958 tritt der Leiter der Hilfsschule, Herr Baumann, in den Ruhestand. Herr Hellriegel übernimmt die Schulleitungssgeschäfte und wird im Mai desselben Jahres zum Leiter der Hilfsschule ernannt.

Im August erfolgt dann auf Grund des Ministerialerlasses vom 8.8.1958 die Umbenennung der Hilfsschule in Sonderschule. 1960 verbessern sich die Schulverhältnisse der Sonderschule wesentlich. Es werden 4 Klassen eingerichtet und vier Lehrerstellen stehen der Sonderschule zur Verfügung. Da die vorhandenen Räume in der Lambertischule nicht ausreichen, wird das Gebäude der alten Mittelschule (heute Musikschule) im Juni 1961 der Sonderschule zur Verfügung gestellt und von dieser sofort bezogen. Zu Ostern 1964 tritt der Leiter der Sonderschule, Herr Hellriegel, in den Ruhestand. Die Schulleitung wurde Herrn Henke übertragen. Wurde die Sonderschule Aurich bis dahin nur von dem sonderschulbedürftigen der Stadt Aurich besucht, mehrten sich nun die Anträge der Schulen aus der Umgebung. Im Oktober 1964 genehmigte der Herr Regierungspräsident die Erfassung der sonderschulbedürftigen Kinder aus den Randgemeinden Aurichs. Damit entstand für den Schulträger eine neue Situation. Es wurde versucht einen Zweckverband für die Trägerschaft der Sonderschule zu gründen. Gleichzeitig wurden Pläne für die Modernisierung und Erweiterung des Gebäudes am Extumer Weg entwickelt. Im Sommer 1965 wurde mit dem 1. Abschnitt der Erweiterung des Gebäudes am Extumer Weg begonnen. Insgesamt war die Einrichtung eines separaten Gebäudes, vorgesehen. Das alte und das neue Gebäude sollten mit einem eingeschossigen Trakt, verbunden werden. Während dieser Trakt 1965 in Angriff genommen wurde, musste der 2. Bauabschnitte zunächst zurückgestellt werden. Im Frühjahr 1966 wurde der 1. Abschnitt in Benutzung genommen. Die Schülerzahl betrug mittlerweile 127 Kinder, die in 8 Klassen unterrichtet wurden. Im Jahre 1967 betrug die Schülerzahl bereits 145 Kinder in neun Klassen. Da mittlerweile die Hälfte der aufgenommenen Kinder aus den benachbarten Gemeinden kamen, bemühte sich die Stadt Aurich einen Zweckverband auf die Beine zu stellen. Außer der Stadt Aurich befasste sich auch bereits der Kreistag des Landkreises Aurich mit den Problemen der Sonderschule. Der Landkreis Aurich übernahm am 1.8.1969 die Schulträgerschaft. Der Plan, die Sonderschule weiter auszubauen wurde fallengelassen. Die Sonderschule sollte nach dem Bau einer neuen Volksschule in das Gebäude der Reilschule umziehen.

(Schule mit Schulhof am Lüchtenburger Weg ca. 1980)

Im gleichen Jahr wurde der Einzugsbereich der Sonderschule Aurich auf die Samtgemeinde Ihlow ausgedehnt. Die Schülerzahl betrug 1969 in 10 Klassen 162 Kinder. 1970 waren es 206 Kinder, die die Sonderschule besuchten. Eine Unterbringung aller Kinder im Gebäude am Extumer Weg war nicht mehr möglich. Der Sonderschule Aurich wurde nun der Pavillon, der für das Gymnasium gebaut und bis 1970 von ihm genutzt wurde, zur Benutzung übergeben. Zugleich wurden 2 Klassen in das Gebäude der Katholischen Volksschule am Fischteichweg ausgelagert. Mit der Übernahme der Pavillons am Carolinenweg wurde bereits die endgültige Aufgabe des Standorts am Extumer Weg (heutige Musikschule) eingeleitet. Nach dem Umzug der gewerblichen Berufsschule und der Handelslehranstalt 1971 wurden auch die Holzpavillons am Fischteichweg frei und wurden von der Sonderschule bezogen. Die Schülerzahl erhöhte sich bis 1973 auf 250 Kinder. Sie wurden in 16 Klassen unterrichtet. In dieser Zeit wird im Kreisrat entschieden, dass das neue Gebäude für die Kreisverwaltung am Fischteichweg, an der Stelle, wo die Holzpavillons der Sonderschule standen, gebaut werden soll. Die Sonderschule sollte in den Lüchteburger Weg umziehen und die Pavillons benutzen. Aufgrund zu erwartender steigender Schülerzahlen wurden zunächst der Pavillon am Carolinenweg aufgestockt, wodurch 4 Klassenräume gewonnen wurden. Diese wurden 1974 bezogen. 1977 übernahm die Sonderschule das Gebäude am Lüchteburger Weg. Außerdem behielten sie den Pavillon am Carolinenweg. Auch das Gebäude am Lüchteburger Weg sollte nur ein Übergang sein. Die Sonderschule sollte ein neues Gebäude erhalten. Nach vielen Überlegungen fiel 1979 die endgültige Entscheidung. Der Kreisrat beschließt, die Sonderschule im Schulzentrum zu bauen. Es sollte eine Schule werden mit 20 Klassenräumen und den entsprechenden Fachräumen.
Heute noch ist diese Schule gut angenommen von Schülern, Lehrern und Eltern.